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Geduldsproben

Vor der Kasse eine lange Schlange – auf Abstand natürlich. Ich habe es eilig, aber es geht nicht voran. Die Person an der Kasse sucht ihr Portemonnaie. Geduld wäre gut. Ich höre im Radio: „Die verabredeten Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie werden bis zum 10. Januar verlängert.“ Ich atme tief durch und denke: Was für eine Geduldsprobe für uns alle. Jeden Tag dieselbe Frage von der Fünfjährigen: Wann kommt der Nikolaus? Wie oft muss ich noch schlafen?

Geduld – das ist das Stichwort im Advent. In einer Welt, in der wir so gern am Gras ziehen, damit es schneller wächst, werden wir ausgebremst. Vieles braucht Zeit – manchmal gefühlt zu viel Zeit. Der Advent nimmt sich Zeit. Vier Wochen, in denen wir auf Weihnachten zugehen. Vier Wochen, die Kindern viel Geduld abverlangen – und uns Erwachsenen auch.

Geduld haben heißt nicht einfach nur abwarten und die Zeit vergehen lassen. Geduld haben heißt für mich: nach vorne zu schauen, dem Licht entgegen, das auf uns wartet. Das gilt im Advent für das Weihnachtslicht. Und da gilt auch in den anderen Situationen, in denen es Geduld braucht. In der Warteschlange an der Kasse ein freundliches Wort zum Kassierer oder der Frau hinter mir. So übe ich mich in Geduld, weil ich darauf vertraue: das Beste kommt noch.

Rahel Schaller,

Pfarrerin in Goch und Louisendorf

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