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Präses predigte und gratulierte zum Geburtstag

Geschichte(n) aus dem Totenkeller

Eintrag ins das "goldene Buch" der Stadt Xanten

Xanten. Ob der 900. Geburtstag der Evangelischen Kirchengemeinde Xanten-Mörmter gefeiert wird, weiß noch niemand. Auch weiß niemand, was Menschen bei diesem Geburtstag dann aus der Jahrtausend-Wende für so wichtig halten, dass es Erwähnung finden müsste. „Unsere Aufgabe als Kirche und Kirchengemeinde heute ist es, Menschen Hoffnung zu geben“, so Gastprediger Präses Dr. Thorsten Latzel beim 450. Geburtstag der Kirchengemeinde. Gerade auch im Hinblick auf Ukraine-Flüchtlinge. Das liege in der DNA der Kirche, so Latzel. Denn schon Jesus sei ein Flüchtling gewesen. In seiner Predigt über Jona 2, 1-11 (Jona und der Walfisch) legte er aus, dass Menschen auch in größter Not und an gottverlassenem Ort auf Hilfe von Gott hoffen dürfen. Menschen brauchten Hoffnung in einer Zeit, in der es immer „5 vor 12“ zu sein scheint: Klima-Krise, Corona-Krise, Ukraine-Krieg, erläuterte Latzel in seinem anschließenden Grußwort.

Hier lesen Sie die gesamte Predigt.

Der fröhliche Gottesdienst an Ostermontag erinnerte an die Geschichte der Gemeinde. Sie kam in Form von Gemeindegliedern aus der Bodenluke (Totenkeller, früherer Bestattungsort der Gemeinde): Sabine Sweetsir erzählte, wie sie 1572 als Protestanten aus Xanten vertrieben wurden. Das war die erste, wenn auch traurige Erwähnung ihrer Existenz in Xanten. „Baumeister“ Dirk Kornelius freute sich über den Bauauftrag zur Kirche 1648 und das von Kurfürst Friedrich Wilhelm gestiftete Baumaterial. Der 30-jährige Krieg war in Europa gerade beendet. Spenden für die Kirche waren in den Niederlanden bis nach Danzig eingesammelt worden. 1662 kam der Turm hinzu. 1758 entsprach das Domkapitel St. Viktor der Bitte der ev. Kirchengemeinde, Gottesdienste bei ihnen in der Michaelskapelle feiern zu dürfen. Denn die baufällige ev. Kirche wurde ein Jahr lang restauriert. Damals und lange Zeit später war das keine Selbstverständlichkeit.

Scheinbar bewusst wurden fast 200 Jahre später Aufzeichnungen aus dem kirchlichen Archiv der Gemeinde verbrannt: Was die ev. Kirchengemeinde zwischen 1928 und 1945 getan – oder nicht getan hat – und mögliche Verknüpfungen zum NS-Staat wurden durch Flammenwerfer vernichtet“, musste Jürgen Rosen mitteilen. Die Gemeinde lebt(e) immer auch von Zuzug und Vielfalt. „Diese Vielfalt an Glaubenstraditionen ist ein Reichtum, keine Konkurrenz“, so erlebt es eine Neu-Xantenerin. Eine Konfirmanden-Teamerin heutiger Tage kritisierte, dass Predigten schon mal zu lange und nicht an die Jugend gerichtet wären. Sie freute sich aber, das heute mit dem rheinischen Präses mal der „Chef der Kirche“ da wäre.

„Die Predigt und Ansprache fand ich sehr ansprechend“, meinte Bürgermeister Thomas Görtz. Er dankte für das Engagement der Ev. Kirchengemeinde in der Stadt und auch für deren Friedensarbeit. „Frieden schaffen ohne Waffen“, das habe nicht an Bedeutung verloren. Es ginge aber nur auf, wenn beide Seiten an Verhandlungen interessiert seien.

Die guten ökumenischen Beziehungen hob Dompropst Stefan Notz hervor. Pfarrer und Superintendent Hans -Joachim Wefers dankte für Gespräche auf Augenhöhe zwischen den beiden Konfessionen in Xanten. Am Kontrabass begleiteten er, Marit Weichold (Querflöte) und Wolfgang Berkel (Keyboard) den Gottesdienst. Im Anschluss hatten alle Gottesdienstbesucher*innen im Gemeindesaal bei einem Teller Suppe noch Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Am kommenden Sonntag, 24.04.2022 ist in der ev. Kirche Xanten um 16 Uhr ein ök. Gottesdienst geplant. Er richtet sich im Besonderen an die Flüchtlinge aus der Ukraine, die russisch-orthodoxe Kirche feiert kommende Woche das Osterfest.

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