Aktuelles
Ein herzliches Willkommen Pfarrerin Lenth
Kleve. Die Evangelische Kirchengemeinde Kleve hat seit 1. Oktober eine neue Pfarrerin: Johanna Salome Lenth. Die 29-Jährige wurde am Sonntagnachmittag in der Versöhnungskirche in ihre Pfarrstelle eingeführt. Das ist nicht nur ein nötiger formaler Akt, sondern vielmehr ein „herzliches Willkommen“ in der Gemeinde, in der Region und im Kirchenkreis. Der Gottesdienst begann feierlich mit Barockmusik: Aus der Feder Georg Friedrich Händels erklang die Suite in D-Dur, an der Orgel Kantor Thomas Tesche, an der Piccolo-Trompete Frank Hendricks.
Am 18. Juni hatte das Presbyterium Johanna Salome Lenth gewählt, am Sonntag bekam sie die offizielle Urkunde zur Übertragung der Pfarrstelle in der Region Nord, mit Zuordnung zur Evangelischen Kirchengemeinde Kleve. „Als begeisterte Motorradfahrerin magst du kurvige Strecken“, sagte Assessorin Rahel Schaller in ihrer Ansprache vor der Einführung. „Als Pfarrerin werden Ihnen ebenfalls Kurven des Lebens begegnen“, so Schaller. Denn das Leben von Menschen und auch das Leben einer Pfarrerin verlaufe nicht immer nur in geraden Strecken. Gott sei jedoch immer dabei, weil er unseren Weg kenne. „Er passt auf, dass es uns nicht aus den Kurven herausträgt.“
Auch in der Predigt von Pfarrerin Lenth (5. Mose 31,8) spielte die Vorhut eine Rolle, Gott geht beim Auszug der Israeliten aus Ägypten vorneweg. „Früher bei unseren Wanderurlauben in den Alpen lief mein Vater immer vor, die Mutter sicherte hinten ab“. Je älter die Tochter wurde, bekam sie mehr Freiheiten. „Wenn ich auf Gott sehe, erkenne ich den Weg“, so die neue Pfarrerin. Außerdem gebe er allen Menschen Kraft, Mut, Talente und Hoffnung im Leben.
Von Gottes Wirken zu erzählen, das ist nun eine der zentralen Aufgaben der Seelsorgerin. Für diesen Weg gab es den Segen der stellvertretenden Superintendentin Rahel Schaller sowie die Zusage des Presbyteriums und der gesamten Gemeinde, sie in diesem Dienst zu unterstützen. Biblische Worte und langer Applaus nach der Einführung unterstrichen dies.
Mit Grußworten und Geschenken schlossen sich an Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Geschwistergemeinden, die Bahai-Gemeinde, die Stadt Kleve, der Pfarrkolleg:innen-Kreis aus den 5 weiteren Gemeinden der Region Nord und das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Kleve selbst.
Persönliches
Johanna Salome Lenth, 29 Jahre.
Was führte Sie zum Theologie-Studium?
Ursprünglich wollte ich Archäologin werden und habe sogar mein Betriebspraktikum zu Schulzeiten im Römerpark Xanten absolviert. Nach meiner Konfirmation habe ich mich bei den Vorbereitungen für einen Jugendgottesdienst freiwillig für die Predigt gemeldet. Damit und mit weiterer ehrenamtlichen Arbeit in der Gemeinde kam der Wunsch nach Theologie auf – immer in Konkurrenz mit der Archäologie. Mit der Jugendgruppe waren wir dann in Tabor, einem jugendspirituellen Netzwerk im Sauerland. Ich formulierte mit einem Teamer in einem Gebetsanliegen meine Unsicherheit über meine berufliche Zukunft. Nach diesem Gebet hatte ich diese Klarheit.
Studiert habe ich in Wuppertal (Grundstudium), Tübingen (Hauptstudium und Examensphase) und São Bento do Sul (Santa Catarina, Brasilien – 1 Semester). Ebenfalls dort ein weiteres Semester ein Gemeindepraktikum in Ponto, einem Canela-Dorf in Maranhão. Dort habe ich einem Missionar bei seiner Arbeit über die Schulter geguckt. Das Vikariat habe ich in der Ev. Kirchengemeinde Gummersbach absolviert.
Wie waren die ersten Wochen in Kleve für Sie?
Die ersten Wochen waren natürlich erst mal stressig: Ein Umzug bringt viel Organisation mit sich, ein Stellenwechsel auch und beides gleichzeitig natürlich noch mehr. Dienstlich ist es aber eher ein sanfter Einstieg, der mir die Chance gibt, die Gemeinde kennenzulernen. Rein lokal habe ich mich schon einigermaßen orientiert: Ich habe die die Fußgängerzone durchlaufen, die wichtigsten Läden und eine gute Joggingroute gefunden. Das erste Ankommen ist gut gelungen und ich fühle mich bislang sehr wohl.
Was nehmen Sie vom Einführungsgottesdienst mit?
Den Einführungsgottesdienst habe ich als schön empfunden. Vom Ablauf her ist er ja dem Ordinationsgottesdienst sehr ähnlich, also nicht völlig neu für mich. Obwohl viele es mich gefragt haben: Nein, ich war nicht aufgeregt, sondern sehr entspannt.
Ich war natürlich an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligt. Die Lieder habe ich mit Thomas Tesche abgesprochen, eine Mischung aus klassischen und neuen Liedern. Das Thema habe ich bestimmt – ausgehend von meinem Ordinationsspruch als Predigttext. Mit Benjamin Meister und Rahel Schaller wurden dann weitere Absprachen getroffen, so dass es einen roten Faden gab.
Von dem Tag nehme ich vor allem sehr viele liebe Worte mit. Ich erlebe hier in Kleve sehr viel Offenheit und Herzlichkeit und das konnte ich bei meiner Einführung wieder spüren. Natürlich auch die Dankbarkeit für Freunde und Verwandte, inklusive der Paten, die teilweise viel auf sich genommen haben, um diesen Tag mit mir zu verbringen. Alles in allem spürte ich viel Zusammenhalt und Rückhalt. Und ich freue mich darüber, dass es mir in meiner Predigt anscheinend gelungen ist, viele Menschen zu erreichen.
Welche Kirchenjahreszeit oder Feste mögen Sie am liebsten?
Eigentlich gibt es keine besondere Kirchenjahreszeit, die ich am liebsten mag. Alles hat was für sich. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es wahrscheinlich die Passionszeit, aber dabei gefällt mir eben auch der Kontrast zur Epiphaniaszeit und Osterzeit. Ich mag auch die feierlichen Advents- und Weihnachtslieder, die fröhlichen Osterlieder, die Trinitatiszeit, in der man etwas freier in der Gestaltung ist …
Was spricht Sie in der Bibel besonders an?
Wie Gott mit denen umgeht, die in der Gesellschaft damals keine große Rolle gespielt haben: Frauen, Kinder, Kranke/Behinderte… Seine Zusagen schließen immer die schweren Zeiten mit ein und gelten bedingungslos. Und es gibt in der Bibel für jede Lebenssituation passende Texte.
Haben Sie schon Ideen für „Kleve“?
Ich habe durchaus Ideen für Gemeindegestaltung, aber bevor ich irgendetwas konkreter angehe, muss ich Kleve kennenlernen – Gemeinden sind ja einfach unterschiedlich in Mentalität und Gegebenheiten. Es geht ja weniger um das, was ich möchte, sondern mehr um das, was die Gemeinde braucht/möchte.
In Ihrer Freizeit fahren Sie gerne Motorrad…
Ich habe eine Honda CB 500 F. Also eine eher kleine Maschine. Ich bin für Tempo 70 bis 100 auf kurvigen Landstraßen zu haben. Ich fahre überwiegend zweckgebunden. Man erlebt die Natur zwar auf dem Motorrad auf eine andere Weise als im Auto, aber trotzdem (oder gerade deshalb) ist mir diese Schöpfung zu lieb, um sie durch überflüssige Touren zu verschmutzen. Und der Sprit hier ist auch 10 bis 15 Cent teurer als an meinem alten Wohnort. Außerdem lese ich meiner Freizeit gerne und bin auch gerne in der Natur unterwegs. Auch für Musik (am liebsten Rockmusik der 80er) kann ich mich begeistern.
Vielen Dank!