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Moyländer entwidmeten ihre Kirche

Bedburg-Hau. Da wurden doch einige Augen feucht: Als am Ende des Entwidmungsgottesdienstes in Moyland Mitglieder des Presbyteriums auf die Leiter stiegen, das Kreuz in der der Schlosskirche abnahmen und bei trauriger Orgelmusik auf den Abendmahlstisch legten, wurde es greifbar: Das war der letzte Akt der Evangelischen Kirchengemeinde Moyland in der Schlosskirche.

Zum Gottesdienst waren nicht nur Moyländer gekommen, auch viele Gemeindeglieder der Nachbargemeinden aus der Region wollten den Moyländern beistehen. „Ich habe bewusst den 1. Advent für diesen Gottesdienst gewählt“, so Pfarrer Gunnar Krüger. Der Advent sei ein Zeichen der Hoffnung, das Licht am Ende des Tunnels. Auch wenn die Kirchengemeinde als kirchliche Körperschaft mit Ablauf dieses Jahres aufhört zu existieren, für die Gemeindeglieder geht es weiter: Sie werden bereits kommende Woche im Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Kleve in der Versöhnungskirche willkommen geheißen.

Frauen aus dem 17. Jahrhundert brachten die Besucherinnen und Besucher noch mal zurück an die Anfänge der Kirche. Minna, damals Dienstmädchen in der Schlossküche, bemerkte mit ihren Mitstreiterinnen Johanna, Gertrud und anderen die Veränderungen in der Kirche: etwa elektrisches Licht und die silbernen Stäbe, aus denen Musik kommt. Weitere Neuerungen stoß Pfarrer Karl Rocker an: Die Gemeinde sitzt seitdem im Halbkreis um den Abendmahlstisch, das Kreuz wurde nach Ende des 2. Weltkriegs aufgehangen. Im Jahre 1958 endete das Patronat, die Kirchengemeinde kaufte die Schlosskirche. Seit 15 Jahren erfreuen die Frauen in den Kostümen, bekannt sind sie auch für ihre historischen Wanderungen. Am Ende blieb großer Dank, den gewandeten Frauen für ihren jahrelangen Einsatz sowie dem Organisten der Gemeinde, Günter Minor. Er hat nun seit fast 40 Jahren die weißen und schwarzen Tasten der Orgel gekonnt bedient und sorgte für manches Konzert in der Kirche.

Zu den letzten Handlungen gehörte auch, dass einige Dinge aus der Kirche dem vorerst letzten Moyländer Pfarrer Krüger ausgehändigt wurden: die Bibel, das hölzerne Ablagepult der Kanzel, ein Abendmahlsbesteck für externe Gelegenheiten, ein schwarz-weißes Bild der Kirche und der Notfallrucksack der Konfifreizeiten. Krüger selbst wurde noch von Pfarrer Klaus Bender in Moyland konfirmiert.

Das Presbyterium der Kirchengemeinde verkaufte die Kirche bereits an den ehemaligen Patron, Baron von Steengracht zurück. Nach dem Gottesdienst wurde an eine ehemalige Gewohnheit erinnert: Es gab ein „Käppchen Supp“ – ohne Einlage, dafür mit Brot zum stippen.

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