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Stolpern erwünscht

Immer mal wieder stolpere ich über sie. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin und mein Blick nach unten geht, dann sind sie da – und ich komme ins stolpern. Und genau darum geht es bei ihnen auch. Sie wollen mich aus dem Tritt bringen – die Stolpersteine. Und das ist gut so. Und so stolpere ich über Namen und Geburts- und Todesdaten: Paula Cohen, geboren am 6. Juli 1889 in Reurdt, ermordet am 28. November 1944 in Stutthof; Anton Kleintjes, geboren 1904 in Goch, ermordet am 26. März 1940 im Rahmen der Aktion T4 in Brandenburg; Herbert Cohen, geboren am 23. Januar 1931 in Goch, ermordet am 25. Oktober 1944 in Auschwitz. Ich könnte weiter machen. In Goch sind es gut 100 Stolpersteine, in ganz Europa sind es über 100.000. Gunter Demning hat das dezentrale Kunstdenkmal 1992 begonnen – und es wächst immer noch, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern, in dem ich im wahrsten Sinne des Wortes über sie stolpere - mitten in meinem Alltag, bei meinen Wegen durch die Stadt.
Allerdings – es ist wie bei allem – mit der Zeit verschmutzen die glänzenden Stolpersteine im Straßenpflaster und fallen weniger ins Auge. Damit die Stolpersteine wieder glänzen und die Erinnerung an die Menschen nicht verblasst, gibt es immer wieder Putzaktionen. am morgigen Smastag lädt die Stolpersteininitiative in Goch zu einer gemeinsamen Putzaktion ab 11 Uhr ein (Start ist im M4 – spontane Teilnehmende sind willkommen). Am Mittwoch werden weitere Stolpersteine in Goch im Rahmen der Projekttage der Leni-Valk-Realschule zum Glänzen gebracht. Und Putzaktionen gibt es auch an vielen anderen Orten. Machen Sie mit, damit dieses große Kunstdenkmal seine Wirkung entfalten kann. Denn es mahnt uns, Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus zu widersprechen. Und dazu ist Stolpern ausdrücklich erwünscht.
Rahel Schaller,
Pfarrerin in Goch und Louisendorf