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Willi Schulz - ein Nachruf

Zum Gedenken an Willi Schulz

Trotz eines durchaus kritischen Verhältnisses zur kirchlichen „Obrigkeit“ war Willi Schulz von 2004-2008 (stellvertretendes) Mitglied im Kreissynodalvorstand des Ev. Kirchenkreises Kleve. Er konnte also durchaus differenzieren und war bereit, sich neben seinem schon sehr umfangreichen Engagement in der Ortsgemeinde und „Basis“kirche auch noch in der synodalen Gemeinschaft der Gemeinden, also dem Ev. Kirchenkreis Kleve zu engagieren. Ich habe dabei sein Wirken in diesem Gremium in sehr guter Erinnerung, vor allem wegen seines Kenntnisreichtums aus seinem Berufsleben und wegen seiner persönlichen Klarheit und Wahrhaftigkeit: Was er nicht wollte, wollte er nicht und sagte es auch! Da wusste man Bescheid und diese Klarheit braucht man manchmal auch, um zu wissen, wo der Hund begraben liegt und wovon man vielleicht wirklich besser die Finger von lässt.

Bei anderem aber wirkte er genauso klar und konstruktiv auch mit und tat uns wichtige Dienste, z. B. als erster Datenschutzbeauftragter im Kirchenkreis und seine Gemeinden. Oder in weiteren IT-Fragen, wo er sich aus seiner beruflichen Erfahrung heraus bestens auskannte. Oder in Personal-, Tarif- und Finanzfragen. Hier schüttelte er des Öfteren den Kopf über innerkirchliche Gewohnheiten und konnte nicht fassen, wie „unprofessionell“ hier seiner Meinung nach Dinge liefen, die er aus dem „wahren“ (Berufs-)Leben deutlich anders kannte.

Sein größtes Geschenk, das ich ihm persönlich nie vergessen werde, war dies: Wenn wir heute eine sogenannte „Erprobungsverordnung“ haben, um einen gemeindeübergreifenden Pfarrdienst in einer Region rechtssicher ausprobieren zu können, dann ist Willi Schulz für mich der Erfinder der dahinterstehenden Grundidee!
Ausgerechnet er, der der Politik der Landeskirche meist wenig bis gar nichts abgewinnen konnte, ausgerechnet er gab hier den entscheidenden Hinweis für eine Lösung, die wir jetzt versuchen! Als ich nämlich im Frühjahr 2016 in der Sitzung einer Arbeitsgruppe die von der Landeskirche geplanten Pfarrdienstzahlen für das Jahr 2030 stellte, war es Willi Schulz, der den Sachverhalt sehr schnell und sehr klar erfasste und daraus eine klare Konsequenz formulierte: „Wenn die Zahlen so sind, dann müssen Räume gebildet werden, in denen noch mindestens 2-3 Pfarrerinnen sind, die sich die Arbeit aufteilen, die sich vor allem aber auch gegenseitig vertreten und insgesamt unterstützen können!“ Und damit hatte er die Grundidee formuliert, die wir bis heute konsequent weiter verfolgt und konkretisiert haben und die nun in der Rechtverordnung ab 1. Oktober 2022 durch die Landeskirche für den Kirchenkreis Kleve auch „amtlich“ gemacht worden ist! Und das zeigt noch einmal exemplarisch den Wert des Dienstes, den er aus seinem persönlich Glauben heraus der Kirchengemeinde und dem Kirchenkreis getan hat.

Ja, Willi Schulz konnte „poltern“ gegen Dinge, die ihm gar nicht gefielen. Aber er konnte auch Realitäten anerkennen, Lösungen entwickeln und dann konstruktiv und hilfreich sich damit einbringen, um vielen zu helfen. So werde ich ihn als einen aufrechten Christenmenschen in Erinnerung behalten, der wusste, was der Glaube wert ist und der bereit war, beispielhaft für ihn einzustehen.

Danke, Willi Schulz!

Superintendent Pfr. H.-Joachim Wefers

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